Umweltbildungszentrum Mainz

Nicht immer muss die Ästhetik eines Gebäudes seiner Nachhaltigkeit zuliebe leiden. Das neue Umweltbildungszentrum in Mainz, Deutschland, ist Vorbild dafür, wie ökologisch korrektes Bauen Hand in Hand mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild gehen kann.

Den Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren, ist das eine. Andere davon zu überzeugen, dass diese Idee gut ist, das andere. Seit vielen Jahren wird von nachhaltiger Architektur gesprochen. Doch will zum Beispiel ein Bauherr in Sachen nachhaltigem Bauen aktiv werden, wird er nicht selten auf das „Passiv-Haus“ verwiesen. Das ist nicht verkehrt, aber es gibt noch so viel mehr: „Von der Wiege bis zur Bahre – ein Gebäudeleben beginnt mit der Rohstoffgewinnung und endet beim Recycling oder auf der Deponie“, sagt Holger Ries vom Architekturbüro Ries und Ries aus Budenheim bei Mainz. Wie ökologisch Architektur tatsächlich sein kann, zeigt das von Ries und Ries geplante neue Umweltbildungszentrum (UBZ) in Mainz. „Unser Ansatz war es, ein Gebäude zu erschaffen, das nachfolgenden Generationen nicht zur Belastung wird, indem wir Baustoffe und Materialien verwenden, die biologisch abbaubar oder, alternativ, unproblematisch zu entsorgen sind.“

Auf dem ehemaligen HeidelbergCement-Gelände in Mainz-Weisenau, dort, wo einst die Werksvilla mit Blick auf den Rhein stand, entsteht mit dem UBZ zurzeit ein modernes barrierefreies Schulungsgebäude für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer anregenden und informativen „Bio- und Restabfall-Erlebniswelt“ als Attraktion sowie viel Platz für Veranstaltungen und Vorträge zu den Themen Umwelt, Natur und nachhaltigem Bauen. „Das besondere an dem Gebäude ist, dass es selbst auch rezykliert ist“, erklärt Holger Ries. „Die Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz als Bauherr forderten einen Beton, der unter anteiliger Verwendung von rezyklierter Gesteinskörnung (RC-Körnung) hergestellt wird.“

Heidelberger Beton lieferte für den innovativen Neubau rund 650 Kubikmeter R-Beton der Güte C25/30, dessen Gesteinskörnungsfraktion mit Größtkorn 2/8 Millimeter aus einem fachgerecht aufbereiteten Altbeton besteht. Geliefert wurden die insgesamt 360 Tonnen des Recycling-Materials von der Firma Scherer und Kohl aus Ludwigshafen, einem der wenigen Unternehmen in Deutschland, die sich auf Recycling-Material spezialisiert haben. Mit der Baufirma Gemünden konnte zudem ein Partner gefunden werden, der sich auf das ambitionierte Vorhaben, R-Beton zu verwenden, einließ und damit gute Erfahrungen machte. „Prinzipiell lässt sich der R-Beton genauso verarbeiten wie ein ‚gewöhnlicher‘ Beton“, erklärt Bodo Wollny, Betontechnologe von der Heidelberger Beton GmbH. „Der Wasseranspruch ist bei gebrochenem Betonsplitt etwas höher. Dies wird bei der Betonrezeptur berücksichtigt und baustellenoptimiert eingestellt.“

Die Idee der Architektur: Eine minimalistische Kubatur, die sich in die örtlichen Gegebenheiten am Hang einbindet, die ökologische Nutzung des Gebäudes unterstreicht und – fast bescheiden – sich der Funktion des Zentrums unterordnet. Das Innere des zweigeschossigen Baus ist dabei in den repräsentativen Tageslichtbereichen in Sichtbeton der Klasse SB3 gestaltet. „In Teilbereichen ein erhöhter Schalungsaufwand“, wie Martin Habes, verantwortlicher Architekt des UBZ von Ries und Ries Architekten, festhält. „Doch wir wollten den Beton sehen, ihn roh lassen, um das Gebäude auch relativ einfach wieder rückbauen zu können. Sämtliche Installationen wurden aus diesem Grund funktional und sauber mit Trassen ‚auf Putz‘, also sichtbar, an den Betonwänden und -decken aufgebracht.“

Das innovative und ökologische Konzept beim Neubau des UBZ zieht sich bei der Gestaltung und Auswahl der Materialien und Technik wie ein roter Faden durch das Gebäude. Davon zeugen etwa die Holzfenster oder das regenerative Energiekonzept mit Luft-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaikanlage. Mit einer 50-prozentigen Unterschreitung des EnEV-Anforderungswertes für Neubauten wird das Gebäude im Bereich der thermischen Hülle sowie der Haustechnik in Anlehnung an den Passivhausstandard ausgeführt. Dazu zählt die 30 Zentimeter starke Wärmedämmung aus Mineralwolle, die auf den 25 Zentimeter dicken Stahlbetonwänden liegt.

Mit dem UBZ will die Stadt Mainz durch eine noch intensivere Kooperation mit Wissenschaft und Wirtschaft ein sichtbares Zeichen im Sinne ganzheitlicher und umfassend vernetzter Bildungsangebote setzen. Das geologische Umfeld mit Naturerlebnispfad, Fahrrad- und Wanderwegen bietet ein besonderes Naturerlebnis, das das Zentrum weit über Mainz hinaus zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Umweltinformation und -bildung machen wird.

Weitere Informationen

Objektdaten

  • Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz

    Bauherr

  • Ries + Ries Architekten Ingenieure GmbH, Budenheim

    Architekt

  • Gemünden GmbH & Co.KG

    Bauunternehmen

  • 2017

    Fertigstellung

Umweltbildungszentrum Mainz, Deutschland. Das neue Umweltbildungszentrum in Mainz, Deutschland, ist Vorbild dafür, wie ökologisch korrektes Bauen Hand in Hand mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild gehen kann.

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