Biodiversität

Unser Ziel: Nature Positive

Der Abbau von Rohstoffen beeinflusst die Natur. Er verändert Landschaften und natürliche Habitate. Eine ver­ant­wortungs­volle Landnutzung ist daher ein wesentliches Element der Nachhaltigkeitsstrategie von Heidelberg Materials. Wir verpflichten uns, auf das globale Ziel „Nature Positive“ hinzuarbeiten und zu einer naturpositiven Welt beizutragen.

Naturpositiv bedeutet, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren, um einen globalen Nettogewinn für den Planeten zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass die Natur sich erholt. Vereinfacht ausgedrückt, soll es bis 2030 mehr Natur geben als 2020. Unternehmen wie Heidelberg Materials können ihren Teil dazu beitragen, dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken und ihn umzukehren, indem sie sich mit ihren eigenen Auswirkungen auf die Natur befassen und Maßnahmen umsetzen, die positive Ergebnisse für die Natur erzielen und ihre negativen Beiträge überwiegen.

Biodiversitätsmanagement an unseren Standorten

Als rohstoffabbauendes Unternehmen sind wir uns unserer Auswirkungen und der damit verbundenen gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Bei der Erschließung von Abbaustätten haben wir die Natur im Blick – durch nachhaltige Abbaumethoden, bei der Rekultivierung / Wiederherstellung sowie durch die enge Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen. Seit vielen Jahren engagieren wir uns für den Schutz und Erhalt heimischer Tier- und Pflanzenarten.

Im Zentrum unserer Strategie steht ein umfassendes Verständnis unseres ökologischen Fußabdrucks und davon, wo negative Auswirkungen auftreten können und wie wir positiv dazu beitragen können, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Wir sind auf fünf Kontinenten tätig und bestrebt, die Lebensräume, in denen sich unsere Werke befinden, besser zu verstehen. Außerdem möchten wir wissen, welche Tier- und Pflanzenarten während des gesamten Lebenszyklus der Abbaustätte von Auswirkungen betroffen sind, damit wir zentrale Maßnahmen zu deren Schutz ergreifen können.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass aktive Abbaustätten für die Natur sehr wertvoll sein können. Steinbrüche bieten eine große Vielfalt an Landschaften und Habitaten – darunter ungestörte Lebensräume, die in den heutigen erschlossenen Landschaften nur selten zu finden sind und in denen viele gefährdete und geschützte Arten wie die Uferschwalbe, die Gelbbauchunke, der Uhu oder der Fischotter leben können. Und nicht nur große Tiere finden hier eine Heimat: Unsere Abbaustätten bieten auch Lebensraum für eine Reihe von Bestäubern, darunter zahlreiche Schmetterlingsarten, Solitärbienen und andere bedrohte Insekten. Dafür ist es wichtig, spontan entstandene Naturareale innerhalb der aktiv betriebenen Abbaustätten zu schützen und Biodiversitätsaspekte auch in die Folgenutzungspläne nach Abschluss des Abbaus zu integrieren.

Auch nach dem Abbau ergeben sich verschiedene signifikante Möglichkeiten zur Schaffung wichtiger Habitate, die zahlreiche Pflanzen- und Tierarten unterstützen und den ökologischen Wert des Standorts und von dessen Umgebung erhöhen können. Um die positiven Auswirkungen unseres Biodiversitätsmanagements und unserer Wiederherstellungsaktivitäten auszubauen, arbeiten wir eng mit Naturschutzorganisationen, lokalen Behörden und den Standortgemeinden zusammen, um gemeinsam einen Beitrag zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu leisten.

Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen

Um die Artenvielfalt wirklich zu fördern statt zu mindern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten, um auf Landschaftsebene zusammenzuarbeiten. Die Natur kennt keine Grenzen – das muss auch für gemeinschaftliche Maßnahmen gelten. Partnerorganisationen helfen uns dabei, unsere Umweltwirkungen zu verstehen und zu minimieren und die Artenvielfalt an unseren Abbaustätten und deren Umgebung zu fördern.

Seit 2011 profitieren wir von der Zusammenarbeit mit der größten internationalen Partnerschaftsorganisation für Naturschutz, BirdLife International. Nach vielen Jahren gemeinsamer Bemühungen freuen wir uns darüber, diese Zusammenarbeit auch in Zukunft fortzusetzen. Damit feiern wir nicht nur unsere 12-jährige Partnerschaft, sondern schaffen auch den Rahmen für weitere drei Jahre unseres gemeinsamen Engagements für den Umweltschutz und die biologische Vielfalt. BirdLife International und seine nationalen Partnerorganisationen vermitteln Wissen, teilen Best Practices und arbeiten mit unseren Beschäftigten vor Ort zusammen – und unterstützen uns so dabei, den Wert unserer Abbaustätten für die biologische Vielfalt zu maximieren. Die Zusammenarbeit bietet Möglichkeiten, dem Verlust der biologischen Vielfalt durch einen besseren Schutz und ein besseres Management auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene entgegenzuwirken und diesen Trend umzukehren. Das geschieht durch die Förderung wissenschaftlicher Forschung über den hohen Wert von Steinbrüchen für die Biodiversität, um letztendlich einen signifikanten Beitrag zur Wiederherstellung von Lebensräumen und Ökosystemen zu leisten.

Ein renaturierter Steinbruch mit einem blauschimmernden See und einer angrenzenden Klippe

Der Quarry Life Award

Als in der Baustoffindustrie einzigartige Initiative ist der Quarry Life Award ein fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie von Heidelberg Materials. Der Forschungs- und Bildungswettbewerb unterstützt unseren Ansatz für ein innovatives Biodiversitätsmanagement, fördert die Forschung und bindet Interessengruppen auf der ganzen Welt ein.

Forschende, Studierende und Nichtregierungsorganisationen, aber auch die Menschen in unseren Standortgemeinden sind eingeladen, Ideen für biodiversitätsorientierte Projekte an den Abbaustätten unseres Unternehmens weltweit zu entwickeln, und – sofern sie sich für die Teilnahme am Wettbewerb qualifizieren – diese dort auch umzusetzen.

Auf Basis der ausgezeichneten Projekte entwickelt Heidelberg Materials Best Practices für das Management von Abbaustätten, die dann global ausgerollt werden. So wollen wir die Untersuchung des ökologischen Mehrwerts der Abbaustätten fördern und die Entwicklung neuer Methoden unterstützen, von denen sowohl die Wissenschaft als auch Behörden, unser Unternehmen und die Natur profitieren können.

Die fünfte Ausgabe des Quarry Life Award startete im Mai 2021. Von Januar bis September 2022 öffnete Heidelberg Materials seine Steinbrüche und Kiesgruben für die Umsetzung der ausgewählten Projekte. Ende 2022 wurden die Gewinner auf nationaler und internationaler Ebene ausgezeichnet.

Biodiversität

Schüler*innen beobachten Vögel, eine hält ein Fernglas, eine notiert etwas

Gemeinsam Wissen zu Biodiversität vermitteln

Seit Beginn der Zusammenarbeit mit BirdLife haben wir gemeinsam mehr als 40 Biodiversitätsprojekte weltweit initiiert. 2023 wurde in Zusammenarbeit mit der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie, dem Partner von BirdLife in Tschechien, in einer unserer Sand- und Kiesgruben ein neues Projekt gestartet: Im Rahmen einer Studie wurde untersucht, welche Rolle Abbaustätten als alternative Lebensräume für Insekten spielen können, die durch sich verändernde Landschaften potenziell gefährdet sind. Das Projekt ergänzt unsere Maßnahmen zur Verbesserung des Biodiversitätsmanagements an unseren Abbaustätten.

Daneben setzen wir auf Informationsvermittlung und Bildungsarbeit, um eine breite Öffentlichkeit über die Bedeutung der biologischen Vielfalt und ihren drohenden Verlust zu informieren. 2023 förderte Heidelberg Materials im Rahmen seiner Partnerschaft mit BirdLife International eine westafrikanische Initiative, die an BirdLifes Spring-Alive-Kampagne teilnahm. Neben der Förderung des wissenschaftlichen Interesses an Zugvögeln wurden im Rahmen des Projekts Lehrkräfte für die Erfassung von Geodaten geschult. So können sie mit ihren Schülerinnen und Schülern Vögel beobachten und ihre Ergebnisse als Beitrag zu Citizen Science professionell dokumentieren.

Wassermanagement

Der weltweit stetig zunehmende Wasserverbrauch und der Wettbewerb um die verfügbaren begrenzten Ressourcen führen zu globalem Wasserstress. Heidelberg Materials ist sich der Bedeutung eines effizienten Wassermanagements und Wasserschutzes bewusst und verfügt daher über eine global gültige Water Policy.

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Die Bedeutung von Wasser für unsere Produktionsprozesse

Wasser nutzen wir beispielsweise beim Waschen von Kies und Sand sowie zur Kühlung oder zur Reinigung von Transportfahrzeugen. Es ist zudem einer der Ausgangsstoffe für die Betonherstellung und wird bei der Produktion Bestandteil des Baustoffs. Wir beziehen das von uns genutzte Wasser teilweise aus der öffentlichen Wasserversorgung, zum größten Teil aber aus eigenen genehmigten Brunnenanlagen oder aus Flüssen und Seen. Zunehmend gewinnt auch die Verwendung von Regenwasser sowie recyceltem Wasser in Reinigungsund Produktionsprozessen an Bedeutung. Ein Teil des Wassers – das etwa zur Kühlung eingesetzt wird – verdampft und gelangt so in die Atmosphäre. Reinigungswasser, das bei der Säuberung von Transportfahrzeugen anfällt, wird vollständig recycelt. Haushaltsabwässer, wie sie in den Betriebsgebäuden entstehen, entsorgen wir über die kommunalen Abwasserwege.

Heidelberg Materials hat sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen der eigenen Tätigkeit auf die natürliche und limitierte Ressource Wasser so gering wie möglich zu halten. Um beim Abbau von Rohmaterialien die lokalen Gewässer und den Grundwasserhaushalt nicht zu gefährden, befolgen wir strenge Umweltschutzauflagen. Alle direkten Entnahmen sind weltweit behördlich stark reglementiert und überwacht. In jedem Werk legt eine lokale Betriebserlaubnis die genehmigten Mengen von Wasserentnahme und -rückführung fest.

Potenzielle Wasserschadstoffe identifizieren und klassifizieren wir systematisch. Darüber hinaus führen wir im Rahmen der Wassermanagementpläne auch Stakeholder-Analysen und Risikobewertungen durch. Die Wasserqualität wird durch die regelmäßige Entnahme von Wasserproben und üblicherweise in externen Labors geprüft. Darüber hinaus gibt es Maßnahmen vor Ort, um bspw. die Wassertemperatur zu kontrollieren. Diese entsprechen sowohl lokalen Genehmigungsauflagen und Regulierungen wie auch globalen Reporting-Anforderungen.

Durch Einsparmaßnahmen und effiziente Nutzung wollen wir Wasser schonen und negative Auswirkungen minimieren. Dies kann durch den Einsatz von Regenwasser, die Nutzung von Wiederverwendungs- und Recyclingtechnologien oder die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften bei wasserbezogenen Projekten erreicht werden. Wir erkennen an, dass der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen ein Menschenrecht ist, und haben die WASH-Erklärung des World Business Council for Sustainable Development für den Zugang zu sicherem Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene an allen Standorten umgesetzt.

See inmitten einer von vielen Pflanzen bewachsenen Landschaft

Nachhaltiges Wassermanagement

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser ist auch Teil unserer Sustainability Commitments 2030. Wir wollen bis 2030 an 100 % der Standorte in von Wasserknappheit betroffenen Regionen Wassermanagementpläne und Wasserrecyclingsysteme einführen. Hierfür haben wir unsere Werke mithilfe des Aqueduct Tool des World Resource Institute systematisch kategorisiert. In allen Zementwerken unseres Unternehmens nutzen wir ein Wasser-Reporting-System, das sich an den Richtlinien der GCCA orientiert. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unseren Frischwasserverbrauch zu verringern, z. B. durch die Umstellung auf geschlossene Kühlkreisläufe und Recyclingsysteme. In den Geschäftsbereichen Zuschlagstoffe und Transportbeton haben wir ebenfalls damit begonnen, Messsysteme und Kennzahlen zur Wasserberichterstattung einzuführen.

Als Folge des Klimawandels treten Umweltrisiken immer häufiger auch im Zusammenhang mit Wasser auf. Während wir daran arbeiten, den Verbrauch von Süßwasser weltweit zu reduzieren, berücksichtigen wir bei der konkreten Umsetzung der Wasserbewirtschaftung lokale Bedingungen. Die spezifischen Bedingungen jeder Region im Hinblick auf Faktoren wie Klima, Wasserressourcen, Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen die Verfügbarkeit und Nutzung von Wasser. Wir setzen daher auf individuelle, auf den jeweiligen Standort zugeschnittene Ansätze, um den Wasserverbrauch, soweit wirtschaftlich und technisch möglich, zu verringern. Um Partizipation zu ermöglichen und wichtige Interessengruppen wie Gemeinden, Unternehmen und Regierungen in die Entwicklung und Umsetzung von Initiativen zur Wasserreduzierung einzubeziehen, setzen wir auf einen lokalen Ansatz. Dies ermöglicht eine bessere Abstimmung der Ziele und Maßnahmen auf die Gegebenheiten vor Ort. Mithilfe unserer werksspezifischen Wassermanagementpläne können Risiken im Zusammenhang mit Wasser frühzeitig erkannt und adressiert werden. Zum Ende des Geschäftsjahres 2023 haben 58 % unserer Zuschlagstoff-Standorte in Gegenden mit Wasserknappheit Wasserrecyclingsysteme implementiert, im Geschäftsbereich Zement waren es bereits 83 %.

Aufgrund der Tatsache, dass wir in anderen Regionen der Welt mit einem Wasserüberschuss konfrontiert sind und dort große Wassermengen abpumpen müssen, um unsere Steinbrüche betreiben zu können, ist ein allgemeines globales Reduktionsziel für den Konzern, basierend auf den quantifizierten Wasserentnahmeraten, nicht sinnvoll. Nachdem 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts erste Konzernländer Wassermanagementpläne entwickelt und eingeführt haben, wurde das Wasserziel 2023 auf alle Standorte weltweit ausgerollt. Bei der Umsetzung priorisiert werden dabei Regionen, in denen Wasserknappheit, Wasserstress und weitere physische Risiken im Zusammenhang mit Wasser auftreten. Schon heute verfügt die Mehrheit unserer Produktionsstätten weltweit über Wasserrecyclingsysteme. Um eine effiziente Wassernutzung zu garantieren und den Frischwasserbedarf langfristig zu reduzieren, sollen bis 2030 alle Werke von Heidelberg Materials Wasserrecyclingsysteme nutzen.

Wasser und Biodiversität

Wassertier auf sandigem Grund in seichtem klarem Wasser mit Lichtreflexionen an der Wasseroberfläche

Feuchtgebiete als natürliche Kläranlagen

Im Rahmen des Nachhaltigkeitsengagements von Heidelberg Materials stärkten wir 2023 die integrierte Betrachtung von Wasser und Biodiversität. Durch den Einsatz von Nature-based solutions verbinden wir schon heute in vielen unserer Projekte den Schutz von Artenvielfalt und Gewässern.

Unser schwedisches Tochterunternehmen betreibt in Löten einen großen Steinbruch, der die Betonindustrie in Stockholm mit Zuschlagstoffen versorgt. Der Steinbruch verfügt über die nötige Infrastruktur, um Material aus dem Bau der Stockholmer Umgehungsstraße aufzunehmen, der bis 2030 umgesetzt wird. Dort fallen während des Tunnelbaus insgesamt 4,5 Millionen Tonnen gesprengtes Gestein an, das durch den Sprengvorgang mit Stickstoff verunreinigt ist.

Zur Reinigung des Gesteins und der stickstoffreichen Abwässer aus dem Reinigungsprozess entsteht auf dem Steinbruchareal ein Feuchtgebiet. In drei kleinen Seen sollen dort verschiedene Pflanzen wie Seerosen, Schilf und Rohrkolben gedeihen. Feuchtgebiete können Stickstoff auf natürliche und umweltfreundliche Weise reduzieren und tragen darüber hinaus zur Erhöhung der Artenvielfalt bei: Ihr Wasser ist auch für Vögel, Amphibien, Eidechsen und andere Reptilien wichtig, vor allem wenn das Feuchtgebiet von einer großen landwirtschaftlichen Fläche umgeben ist.

Klimarisiken

Zu den Klimarisiken zählen gemäß Definition der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) u. a. folgende physische Risiken.

Physische Klimarisiken werden in akute und chronische Risiken unterteilt. Die möglichen Auswirkungen des Klimawandels hängen auch stark von globalen Entwicklungen wie dem demografischen Wandel, dem Wirtschaftswachstum und den Anstrengungen zur schnellen Reduktion der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre ab. Daher hat Heidelberg Materials in der Analyse dieser physischen Klimarisiken sowohl die aktuellen Risikopotenziale als auch – für die Zeiträume bis 2030, 2040 und 2050 – die anerkannten Szenarien (Shared Socioeconomic Pathways) SSP1 bis SSP5 des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) betrachtet. Diese SSP-Szenarien stellen mögliche Entwicklungspfade des Klimawandels dar und umfassen dabei auch sozio-ökonomische Aspekte wie das prognostizierte Bevölkerungswachstum.

Die bisher genutzten Entwicklungspfade, die in erster Linie auf der Konzentration der Klimagase in der Atmosphäre basierten (Representative Concentration Pathways, RCP), sind in diese Szenarien ebenfalls mit aufgenommen und erweitert. Die SSP-Szenarien decken sowohl optimistische als auch pessimistische Varianten ab. Während das Szenario SSP1 mit der Erreichung des Pariser 1,5-Grad-Ziels gleichgesetzt werden kann, sind die Auswirkungen des Klimawandels in den weiteren Szenarien gravierender und auch die Treibhausgaskonzentration nimmt zu. SSP5 entspricht einem Worst-Case-Szenario. Ein branchenspezifisches Risiko für Heidelberg Materials ist die wetterbedingte Abhängigkeit der Bautätigkeiten. Harte Winter mit extrem niedrigen Temperaturen oder hohe Niederschläge während des ganzen Jahres können sich kurzfristig negativ auf die Bautätigkeit auswirken, mit direkten Folgen für unseren Umsatz und die Betriebsleistung.

Generell gilt, dass Klimarisiken geografisch stark variieren. Folgen extremer Wetterszenarien, wie Überschwemmungen oder Dürreperioden, können zu Schäden an unseren Produktionsstandorten führen, die Belieferung unserer Kunden unterbrechen oder nachteilige Auswirkungen auf die Versorgung unserer Betriebe mit vorgelagerten Produkten haben. In den letzten Jahren sorgten beispielsweise langanhaltende Trockenperioden in Westeuropa für niedrige Pegelstände, die die Belieferung mit Rohstoffen über den Wasserweg erschwerten. Gleichzeitig führten Überschwemmungen z. B. in Australien zu Produktions- und Lieferunterbrechungen. Auf Wetterszenarien wie diese reagieren wir unter anderem, indem wir wassersparende Produktionstechniken einsetzen und unser Abwassermanagement optimieren. Nichtsdestotrotz ist Hochwasser von Flüssen in diesem Zusammenhang derzeit eine Hauptsorge für das Unternehmen.

Diese tatsächlichen Auswirkungen zeigen sich auch in unserer übergeordneten Risikoanalyse. So sind vor allem Niederschlags- und Hitzestress die wichtigsten chronischen Klimarisiken, während Überflutung das signifikanteste akute Risiko darstellt. Für den Zeitraum bis 2030 bleibt das Bild weitestgehend unverändert, jedoch wird die Risikoexposition gegenüber Dürre deutlich größer.

In Abhängigkeit der betrachteten Szenarien nimmt der Anteil von Standorten mit Klimarisiken über die Zeiträume bis 2040 und 2050 weiterhin zu. So sieht man für Dürrestress deutliche Unterschiede zwischen dem moderaten Szenario SSP2 und dem auf der weiteren Nutzung fossiler Brennstoffe basierenden Szenario SSP5. Gemäß der Modellierung würde sich unsere Risikoexposition verdoppeln. Ähnliche Entwicklungen würden auch für weitere chronische Klimarisiken wie Hitze- und Niederschlagsstress prognostiziert. Vor allem unsere Standorte in Asien und Afrika würden bei einer zunehmenden Treibhausgaskonzentration gemäß den Szenarien unter Dürre und Hitze leiden, während die nördlicheren Regionen wie Nordamerika und Europa stärker von Niederschlagsstress betroffen wären.

Betrachtet man die Zeiträume bis 2040 und 2050 für die akuten Risiken wie Tropenstürme und Hochwasser von Flüssen, bleiben diese weitestgehend stabil. Während erstere naturgemäß insbesondere in Afrika, Asien und Australien auftreten, betrifft das Flutrisiko eher die nördliche Hemisphäre. Die relative Stabilität in den akuten Risiken heißt auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels uns bereits heute betreffen.

Da die Risiken bereits heute signifikant sind, haben wir 2022 mit einer tiefergehenden Analyse begonnen und auf Basis der Risikoexposition und strategischen Bedeutung etwa 100 Werke identifiziert, die im Detail betrachtet werden. Dazu wurden weitere Risiken in die Modellierung aufgenommen und den Werken zur Verfügung gestellt. Diese haben die Ergebnisse verifiziert, mit ihren eigenen Erfahrungen abgeglichen und sind nun angehalten, standortspezifische Anpassungsmaßnahmen für die kritischen Risiken, einschließlich notwendiger Investitionspläne, zu erarbeiten. Mit der Analyse haben wir zudem begonnen, die konkreten finanziellen Auswirkungen auf unsere Standorte zu quantifizieren. Unser Ziel ist es, diese Analyse weiter auszuarbeiten, intensiver zu nutzen und zukünftig auch in die Prozesse des Rechnungswesens zu integrieren.